Birger Radsack

Metallgestalter

 

Seit 1982 bin ich Schmiedemeister und leite heute mit dem Schwiegersohn und meinen beiden Söhnen die Firma in Stresdorf. Wir schmieden, restaurieren , machen anspruchsvollen Metallbau und wir bilden Lehrlinge aus. Außerdem bauen wir Zirkuswagen oder »Tiny Houses« nach den Wünschen der Kunden. Vor einigen Jahren habe ich ein 3-jähriges Zusatzstudium in der freien Malerei absolviert.

Zu Beginn der Pandemie war ich zeitweise verunsichert. Ich mußte erst mal abwarten und habe mich zurückgenommen. Was kann das für Auswirkungen haben? Was passiert, wenn einer aus der Firma krank wird? Wir haben weiter gearbeitet und waren vorsichtig. Auf den Baustellen unserer Firma hatten die Menschen oft keine Masken auf – Anfangs ging da viel durcheinander. Ich habe schnell verstanden, da hat wohl jeder seine eigenen Art der persönlichen Verantwortung. Selbstständige Handwerker sind eben selbstständig! In unserer Firma haben wir versucht sensibel aufeinander aufzupassen. Einige hatten echte Angst und andere Mitarbeiter lebten mit ruhigeren und gelasseneren Gefühlen. Wir haben versucht alle bewußter miteinander umzugehen.

Jeder wurde in seinen Vorstellungen von einem sicheren Leben unterstützt – Trotzdem so unglaublich aggressiv polarisiert wurde.

Ich habe mir die Frage gestellt: »Wie leben wir alle gerade?«

Wir denken darüber nach, wie WIR leicht, passend und bequem die Arbeit erledigen. Wir versuchen so preiswert, schnell und effizient wie möglich alle Handgriffe zu absolvieren und benutzen modernste Technologien. Wir wollen alle mehr »Freizeit«! Worauf müssen wir uns stärker konzentrieren? Was feht in dem ganzen System der »Unternehmerwelt«?

Wenn ich Geld in »den Händen« habe, das ist z.B. ein spannender Moment. Ich kann jetzt schauen, wo bekomme ich das Material für eine Baustelle her und prüfe, wer es mir am billigsten und schnellsten liefert. ABER ist dieser Gedankengang auch wirklich schon zu Ende gedacht? Ich habe das Geld und somit echte Macht und meinen Kopf zum überlegen. Nach dem Wirrwar der letzten Jahre schaue ich, wessen Arbeit und wessen Überzeugung möchte ich unterstützen. Das ist dann erst mal etwas mehr Arbeit und Aufwand. Letztendlich macht die Recherche aber sogar Spaß. Was es schon für gute Zusamenhänge und sinnvolle Technologien auf der Welt gibt!  Ich unterstütze, was ich selbst auch wichtig finde. Ich habe einfach keine Lust mehr auf die ganze sinnlose Zerstörung und Ausbeutung der Umwelt und der Menschen. Auf dieses ganze “ Billigsystem“. Ich versuche das Geld den Leuten zu geben, die genauso wie wir um immer bessere und sinnvolle Verfahren ringen und ständige Versuche starten um nachhaltig und ressourcenschonend zu arbeiten.

Es gibt viel, was man ganz einfach verändern kann, auf anderen Gebieten unseres Lebens ist noch viel zu tun. Zum Beispiel kann ich überlegen, welche Materialien ich beim Bau der Tiny Hauses  einsetzte. Sinnvoll wäre es, wenn diese einfach recycelt werden könnten. Das bedeutet, Material so überlegt wie möglich kaufen und so sinnvoll wie möglich einsetzten. Das kostbare Material so gut wie möglich verarbeiten. Das heißt, wir planen von Anfang an bei unseren Bauwagen das Ende mit ein. Sind sie gut zu reparieren? Sind die Materialien aus sinnvoller Produktion und sind die wiederverwertbar? Müßte das nicht in jedem Produktionsprozess eine Rolle spielen…in der ganzen Welt der »Unternehmenden«?

Beim Kaufen von Essen ist es schon ganz einfach, bewußt und überlegt zu handeln. Fast überall gibt es spannende Hofprojekte und die solidarische Landwirtschaft. Bei einem breitangelegten Materialbedarf  wie in unserer Firma, ist das noch nicht so übersichtlich und gut sortiert. Such mal Leute, die Waschbecken in guten Zusammenhängen produzieren oder vielleicht Installationsmaterial für elektrische Anlagen! Es gibt trotzdem immer mehr Leute, die aus Überzeugung und voller Mut Produktionsprozesse in manchmal kleinen Firmen umstellen. Wenn ich die finde, dann unterstützen wir sie und kaufe bei denen ein.

Ich frage mich : Bin ich gerade ehrlich zu mir selber? Ist das, wie ich es gerade mache optimal … oder könnte ich es besser machen. Ist schon anstrengend – manchmal will auch ich einfach nur fertig werden mit der Arbeit. Reicht so – geht eben wirklich schneller.

Alles, was wir handwerksgerecht aus gutem Material bauen, ist immer zu reparieren!
Bei den Bauwägen werden wir oft gefragt, warum wir die nicht billiger anbieten. Es gibt natürlich im Netz oft Angebote, die einen viel niedrigeren Preis haben. Ja, das ist so.  Manchen Menschen, die das auch hören wollen und nicht sofort in diesem unsäglichen Billig-Leistung-System der vergangenen Jahre festhängen, kann ich das erklären. Natürlich kann man mit kleineren Geldbeträgen eine Tonne Sondermüll mit vier Schubkarrenrädern erwerben. Das kann ich mir dann auch „romantisch – bauwagengerecht“  in den schönsten Winkel meines Gartens stellen und mich der Natur sehr nahe fühlen. Aber …

Ich weiß genau, was Geld ist. Es ist sehr wichtig in unserem Leben. Ich frage mich, bestimmt das Geld was ich  – wie mache oder setzte ich es da ein wo es die Zukunft unterstützt. Das ist ein Prozess und hat viel mit Nachforschen, Reden und Planen zu tun. Ich will und kann niemanden missionieren. Aber nach diesen letzten Monaten bin ich überzeugt, dass wir immer richtig zu Ende denken müssen.

Wie werden die Materialien produziert, die wir kaufen und verwenden und wie werden diese dann später entsorgt… Augen auf ! Das versteht doch eigentlich jeder! Und Jeder kann auch konsequent sinnvolle Entscheidungen treffen!

Ich arbeite jetzt seit 40 Jahren mit meiner Firma und habe auch diese Erfahrungen dieser langen Zeit. Ich konnte während des Aufbaus der Firma jahrelang kaum Geld aus der Firma ziehen. Es war einfach nicht möglich. Ich mußte immer alle Fantasie und Schöpferkarft in meine Arbeitsprozesse stecken, sonst hätte ich das Ganze einfach nicht durchhalten können. Ich weiß nur gut, wie es ist, wenn man zu wenig Geld für den „ einfachen Weg „ hat. Dann gehen ab und zu Türen zu – aber auch andere auf, wenn man mit beweglichen Gedanken dabei bleibt. Das war ein gutes Training für mich. Heute stehe ich mit meinen Söhnen im Büro – UND – wir finden immer einen guten Weg.

Ich wünsche mir mehr denn je – Dass wir uns bemühen, zu begreifen, was und wie eigentlich dieser Planet ist – auf dem wir leben.

Was ist passiert in unserer Gesellschaft, dass es so weit kommen konnte, dass die Arbeit mit den Händen so weit in Verruf geraten ist, dass der moderne Mensch versucht, diese zu vermeiden. Richtiges echtes Handwerk fordert den ganzen Menschen. Es ist unglaublich befriedigend, wenn ich ein Metalldach baue oder eine alte Gitteranlage restauriere. Wenn ich zu den Händen den Kopf und dann noch  das Herz schalte, muss ich zwangsläufig zu den vorher beschriebenen Gedanken finden. Die Arbeit mit den Händen hat mich immer geführt. Diese Handarbeit ist keine “ Arbeit “  im landläufigen Sinne… da muss ich hin und 8 Stunden bleiben…. Es ist schöpferische  Zufriedenheit, Sie  macht mich müde aber auch glücklich.

Übrigens- Waschbecken aus einen guten Produktionszusammenhang …haben wir inzwischen gefunden!