Christina Rode

Holzbildhauerin

Ich habe mich schon immer als Bildhauerin gesehen. Ich arbeite meistens mit Holz. Als die »Pandemie«, die Krise, begann, war ich bereits seit einigen Monaten in einer Krisensituation.  Ich war krank. Trotz Allem habe ich mich weiter an Ausstellungen beteiligt.
Ich hatte das Gefühl, ich würde mich generell wiederholen… in meiner Arbeit und in meiner Gestaltung. Ich brauchte einen »Stopp«, ein Innehalten und mußte erst einmal aufhören.

Ich startete in dieser Zeit ein Gemeindeprojekt namens »Zukunftswerkstatt«. Ich dachte, das braucht es jetzt. Wir müssen doch mal überlegen: Wie wollen wir denn eigentlich hier in diesen Dörfern  leben? Diesen Impuls hatte ich 2018. Es kamen Menschen aus meinem Dorf und aus dem Nachbardorf zusammen. Die Veranstaltungen der Zukunftswerkstatt waren gut besucht und es kam gut Bewegung in das Thema. Wir verabredeten uns, nach dem Prinzip von Robert Jungk arbeiten – eine Methode, die Phantasie anzuregen, um mit neuen Ideen anstehende Lösungen für gesellschaftliche Probleme zu entwickeln. Wir waren gerade gut im Prozess. Die meisten wollten nicht nur träumen, sondern unbedingt gleich auch »ETWAS« machen. Aber dann kam Corona.

Das war für mich – als würde eine Schranke zu gehen. Wir haben dann versucht, in jede mögliche  Lücke mit unserem Prozess und dem Projekt hinein zu kommen und uns in den Dörfern zu besuchen. Das hat viel Raum in meiner Arbeit eingenommen. Aber es entstand daraus immerhin ein Projekt mit Dorfbewohnern, in dem  ich mit den Menschen vorort Bänke bauen wollte. Die sollten an ausgesuchten  Orten aufgestellt werden und dann dort die Dorfbewohner einladen um sich zu treffen und zu reden. Letzendlich habe ich allerdings die Arbeit fast alleine erledigt und die Bänke auch allein umgesetzt. Ich hatte nicht die Kraft, den Leuten »hinterher zu rennen und sie zu motivieren«. Irgendwie war alle Begeisterung und alle Tatkraft weg. Und dann kam der nächste Lockdown. Das war eine große Irritation für mich. Da war ein großes STOP im Kopf und im Körper und hat mich total ausgebremst. Für unsere Gruppe war das äußerst schwierig und ich habe mich wieder auf mich besonnen. Ich konnte mich schlecht konzentrieren. Plötzlich wieder im »Eigenauftrag« alleine im Atelier  zu arbeiten…das machte mich sehr traurig. Ich konnte einfach nicht geduldig im Atelier hocken und warten, »bis etwas kommt«.

Im Sommer hat sich alles irgendwie entspannt. Es gab plötzlich Veränderung! Ich habe einen wunderschönen Workshop gegeben und war überrascht, daß das einfach so ging. Das hat mir gut getan und das kreative Umfeld und die Interaktionen zwischen den Menschen habe ich sehr genossen. Da bin ich ganz und fühle mich gut! Dass keine offiziellen Ausstellungen organisiert werden durften, das habe ich schon gespürt – da ist etwas weggebrochen. Wir wurden da so sehr herausgefordert mit diesem veränderten Alltag umzugehen, dass ich oft erst überlegen musste, wie ich mit der Einen oder Anderen Situation zurecht kommen konnte.. Es war plötzlich um Vieles anstrengender, nach draußen zu gehen.

Ich möchte meine Stimme wieder finden und meine Schwere verlieren – die Leichtigkeit finden.

Ich habe kontinuierlich an mir gearbeitet. Meine Angst, mich zu wiederholen, war nicht real, es war eine Art mich zu hinterfragen, mich neu auszurichten. Jetzt stehe ich an einem anderen Punkt und ich kann von außen auf mich und meine Arbeit schauen. Das sieht niemand Anderes – das kann nur ich sehen. Ich war einfach leer und habe nur noch funktioniert. Wenn ich jetzt sagen würde, ich mache diese Figur da drüben nocheinmal, sie würde schließlich völlig anders aussehen. Ich könnte auf das selbe Thema heute neu schauen und einen neuen – ganz anderen – Aspekt einbringen. Das ist eine richtige Herausforderung und eben ein Teil der künstlerischen Arbeit!

Corona hat mich finanziell nicht weiter erschüttert. Die Leute kamen trotzdem in mein Atelier und ich habe so viel verkauft, das ich von den Erlösen leben konnte.
Wenn die Verbundenheit, die wir Menschen brauchen, ausbleibt, werden wir krank – wird die Welt krank. Wir brauchen Frieden und müssen aufhören, die Erde auszubeuten. Wenn wir weniger konsumieren, ist schon ein Schritt getan. Wir haben soviele Dinge auf dieser Welt. Wir brauchen sie eigentlich nur wieder in Ordnung bringen, sie reparieren.

Ich bin damals aus meiner Familie ausgebrochen, weil ich schon immer Veränderung wollte – ES anders machen wollte. Einzeln leben fühlt sich aber nicht richtig an. Ich möchte teilen. Ich wünsche mir eine kleine Gemeinschaft, mit denen ich leben und arbeiten kann und nicht nur öfter Besuch. Das würde mir Freude bereiten.
Bei Vielen gab es die Hoffnung, daß sich die Welt jetzt anders dreht und eine besondere  Entwicklung einsetzt. Die Situationen aus der Anfangszeit der Pandemie, als die Erde zum Aufatmen kam, müßte erhalten bleiben. Das könnte unter Anderem bewirken, dass die  Erde und die Menschen gesunden.

Geblieben ist, scheint mir, die Angst.

Dass es zu dieser Spaltung  gekommen ist, denke ich, war so gewollt und wurde manipuliert.