Grit Sauerborn

Bildende Künstlerin

 

Vielleicht ist das…

…ein Test für die Welt – oder eine Chance?

Es heißt der Mensch könne sich an alles gewöhnen oder aber Zeit heilt alle Wunden.

Stärke, Mut, Geduld, den Blick nach vorn richten ist von Nöten um sich dem Leben zu stellen. Vergessen ist auch eine Möglichkeit. So oder so, die Wirklichkeit ist nicht mehr dieselbe die unser Weiterleben prägt. Als im Januar 2020 von Wissenschaftlern ein neues Coronavirus identifiziert wurde und die Nachricht über ein todbringendes Virus um die Welt ging, glaubte ich das nicht. Erst ein Gespräch mit meiner Mutter rückte das Unfassbare in mein Bewusstsein. Einfühlsam und stärkend sprach sie mit mir. Für mich als Tochter gleichsam eine Freude auf ein besseres Miteinander. Die Welt hatte sich über Nacht verändert, für jeden von uns.

. . . Versöhnung

Meine Mutter und mich brachte es näher zueinander, andere Menschen mitunter auseinander – auch eine Wahrheit der letzten zwei Jahre. Ich nahm die Situation und die daraus resultierenden Anforderungen sehr ernst. In meinen Malerei Kursen, bei Treffen mit Freunden, im täglichen Umgang und Tun saßen die Sorge und die Angst stets neben mir. Abstand zu allem prägte meinen Tag. Abstand auch in meiner künstlerischen Arbeit, vom Geschichten erzählen einerseits und von einer prozesshaft treibenden Intensität an der Staffelei andererseits. Begegnungen und Austausch in meinem beruflichen Umfeld fand selten statt. Termine gestrichen oder immer wieder verschoben. Ein Dasein wie unter einer Glasglocke. Mitgefühl für die Alten und Kinder gepaart mit Fragen um die Zukunft in wechselnden Gedankenbahnen – immer wieder Gespräche mit meiner Mutter. Entstanden sind neue Arbeiten in denen sich Flächen immer öfter zeigten. Ein Halt für mich in der isolierten Welt und möglicherweise eine neue Sprache. Gemalte Ebenen ohne narrative Absichten die doch bei genauerem Hineinsehen von Beziehungen, Rhythmen, Übergängen und Begegnungen erzählen.

Veränderungen evozieren Neues: Eine Tür wird geschlossen und eine andere Tür öffnet sich, auch das hat sich bewahrheitet. Während dieser zwei Jahre bin ich bewusster durch den Wald gegangen, habe am See aufmerksamer skizziert, einen Kollegen als Freund für mich entdeckt, schwimmen im See zum Ritual erkoren und Zuhören und Gelassenheit geübt.

»Frühling-Sommer-Herbst-und-Winter« ist in den ersten Monaten der Pandemie entstanden. Mich umtreibende Fragen und Überlegungen, was noch wahr ist und verlässlich, oder neu: innere Werte, wiedergefundenen Gespräche, stille Momente, Freude an kleinen Dingen und das familiäre Näherrücken, haben mich dazu bewogen. Dieses große Wandbild ist formal in »sichere Bahnen« angelegt. Ein Wunsch. Vier Jahreszeiten – Kraft und Wachstum – Chance und Hoffnung.

Ich denke von uns allen wird es abhängen, ob die Welt zurück in die Angeln kommen kann, eine gewisse Normalität unser Leben wieder erhellt. Voraussetzungen dafür wird sein, uns nicht der Erinnerung zu entziehen, nicht zu vergessen und die Chance zu ergreifen alte Dinge zu überdenken, sich zu besinnen und neu zu starten. Meine Hoffnungen darauf sind groß.