Dörte Kiehn

Puppenspielerin · Schauspielerin

 

Masken-Theater

Eigentlich wollte ich in meinen Theaterstücken schon immer einmal mit Masken arbeiten, aber so?
April 2020: Corona ist auf dem Vormarsch, mit Theater geht nix mehr, also nähe ich Masken.
Material – Stoffe, Garn, Gummibänder – ist vorhanden, eine Nähmaschine auch!
Erste Anfragen trudeln ein: Masken und Kittel für Hebammen. Es geht. Also weiter, so nimmt das Ganze Fahrt auf:
Masken für die Nachbarschaft, die Familie, die Arztpraxen, den Chor, den Freundeskreis, die regionalen Handwerker, für Kinder, für Erwachsene, die Apotheke, den Bioladen und und und ….
Gummiband-Notstand! Kein Problem im ländlichen Raum! Gummiband-Spenden-Aufrufe bringen ungeahnte Mengen aus den Nähkästen hervor.
Die Anfragen steigen weiter – das Stunden-Pensum auch. 12–14 Stunden täglich. Stoffe abmessen, Gummibänder zuschneiden, nähen, bügeln, verschicken oder verteilen.
In 2,5–3 Monaten über 2.500 Masken genäht.
Mitte Juni – STOPP! Die Masken aus China sind da!
Und die ersten Theatervorstellungen im Open-Air-Format sind wieder möglich.
Schon verrückt, dass mich dieses Vollrausch-Masken-Theater über die erste Coronazeit gerettet hat!

…plötzlich zugängliche Förderstrukturen für die freien Theater in MV – wie kam das?

Corona hat insbesondere die Soloselbständigen hart getroffen.
Zu diesen gehören auch viele freie darstellende KünstlerInnen.
Durch den großen Einsatz aller Landesverbände, des Bundesverbandes der freien darstellende Künste (BFDK) und des Fonds Darstellende Künste ist es gelungen,
NEUSTART KULTUR auf den Weg zu bringen. Corona-Unterstützung aus Bundesmitteln – für die freien darstellenden Künste.
Stipendien, Recherchen, Projektförderung, Netzwerk-und Strukturförderung, Austauschprojekte, Festivals, Aufbau neuer Zielgruppen und und und…
– die Antragsbandbreite erstreckte sich nahezu über alle Arbeitsfelder der freien darstellenden Künste.
Erstmalig für alle Antragsteller ohne eine zwingende Ko-Finanzierung vom Land oder Landkreis und erstmalig mit einem Eigenanteil von nur 10%, der gegebenenfalls auch noch durch Eigenleistung erbracht werden konnte.

Diese für Bundesmittel herabgesetzten Voraussetzungen führten dazu, dass viele freischaffende TheatermacherInnen erstmalig die Bedingungen für eine Antragstellung auf Bundesmittel erfüllen konnten.
So rückte auch das mobile Theater aus dem ländlichen Raum mit seinen Arbeitsschwerpunkten und dem hohen Maß an Flexibilität verstärkt in den Fokus.