Im Mittelpunkt meiner Arbeit stehen Lebenskreisläufe, das menschliche Dasein sowie dessen Verhältnis zur Natur und zu urbanen Räumen. Die Wertschätzung all dessen, was uns umgibt, sowie die Vergänglichkeit als willkommener Prozess tiefgründiger Schönheit sind dabei wichtige Kriterien.
Vom März 2020 bis Januar 2022 hatte ich – trotz Corona – viele und außerordentliche Möglichkeiten meine Arbeiten zu präsentieren und gute Presse- und Radiobeiträge. Ich durfte mir in einem geförderten Projekt viel Neues erarbeiten, inklusive einer Einzelausstellung. Wirtschaftlich war diese Zeit für mich unproblematisch: Ich kann meinen materiellen Bedarf gut an vorhandene Möglichkeiten anpassen und habe mir als ehem. Berliner Busfahrerin eine gute Lebens- und Arbeitsbasis geschaffen.
Gleichzeitig fiel aber auch vieles kurzfristig aus, was im Vorfeld arbeitsintensiv vorbereitet wurde. Auch bin ich in meinem Herzen eine Nomadin, tauche regelmäßig in unbekannte Orte und Kulturen ein und lasse mich gerne überraschen. Ich gehe neugierig auf Menschen zu, arbeite viel unterwegs. Meine Kreativität lebt durch Berührungen und Austausch mit vielen Menschen und Orten.
Seit 2003 tanze ich Tango Argentino. Abseits der Bühne ist er improvisiert, was durch nonverbale Kommunikation und die permanente Präsenz aller Sinne gelingt. In regelmäßiger Tanzpraxis trainiere und vertiefe ich die Fähigkeit, aus dem Moment heraus frei, fließend und intuitiv zu reagieren, bei mir zu bleiben und trotzdem meinem Gegenüber die Aufmerksamkeit zu schenken. Das ist eine wichtige Grundlage für meine Arbeit.
All dies war seit März 2020 schwierig und es fühlte sich zuweilen an, als ob mein Leben stillsteht, ich langsam austrockne. Mir fehlte Freiraum, Vielfalt und achtsamer Austausch. Aber dies ist nur meine persönliche Situation und zweitrangig.
Die Einschränkungen sind aus meiner persönlichen Sicht unverhältnismäßig. Denn bis heute konnten keine eindeutigen Zusammenhänge zwischen Corona-Maßnahmen und Infektionsverbreitungen/-verläufen seriös nachgewiesen werden.
Wir reden von Inklusion und grenzen gleichzeitig Menschen aus. Statt gemeinschaftliche Lösungen zu suchen. Mit fundiertem Wissen unterschiedlicher Fachrichtungen! Vielschichtige Betrachtungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit auf nachhaltige Lösungen. Ich wünsche mir, dass wir alle wieder genau hinschauen, uns für einen respektvollen demokratischen Diskurs einsetzen, Minderheiten schützen im Sinne unserer (eigentlich) freiheitlich demokratischen Grundordnung und dass wir allen anders Denkenden eine Meinungsfreiheit zugestehen. Jeder muss allzeit von seinem Recht auf eine friedliche Versammlungsfreiheit Gebrauch machen dürfen.
All diese Ungerechtigkeiten machen mich wütend. Doch die Wut hilft keinem. Aber wir können uns zugestehen, dass Fehler passieren (dürfen!!) und als Verursacher die Verantwortung dafür übernehmen. Wir können offen bleiben für neue Erkenntnisse. Unser Handeln anpassen.
Der öffentliche Blick fokussiert sich oft auf mögliche negative Entwicklungen. Berechnet nach Modellen. Aber die Natur ist komplexer als Modellrechnungen und geht auch unerwartete, positive Wege. Vorhersagen sind Einschätzungen und bieten keine Garantien. Deshalb sollten sie nicht wie nachgewiesene Forschungsergebnisse betrachtet werden. Und warum vergessen wir über all dem, was trotzdem gut funktioniert, lebenswert und schön ist? Das könnte unser Wohlbefinden steigern und das Immunsystem stärken. Warum beteiligen wir uns daran? Warum haben wir – außerhalb der bekannten Risikogruppen – so wenig Vertrauen in unsere Körper und die Natur? Die Medizin kann viel, aber niemals die Natur ersetzen.
Wir ALLE haben als Gesellschaft über viele Jahre unser Gesundheitssystem abgebaut. Schon lange vor Corona war es überlastet. Ich wünsche mir, dass wir uns alle am Aufbau eines Systems für Pflege und Gesundheit beteiligen, mit guten Arbeitsbedingungen und angemessener Bezahlung für alle Mitarbeitenden. Dann können diese Menschen im Bedarfsfall wieder umfänglich für uns da sein.
Menschen aller Berufsgruppen sollten selber über eine Coronaimpfung entscheiden dürfen. Bislang bieten Corona-Impfstoffe weder zuverlässigen Schutz vor Ansteckung, noch vor Übertragungen auf Dritte. Sie sind auch bzgl. ihrer Nebenwirkungen zu unerforscht.
Dass wir einander zugestehen, berechtigte Gründe für weit verbreitete und trotzdem mehrheitsabweichende Entscheidungen zu haben. Und unsere persönlichen Gründe dafür auch privat bleiben dürfen. Auch beim Impfen.
Thomas Rieser (Geschäftsführer des Nou Berlin) hat dafür sehr treffende Worte gefunden: »Ich respektiere jede individuelle, reflektierte Entscheidung. Das impliziert für mich, das potentielle Stigma einer Impf-Entscheidung nicht anzunehmen. (…) Wenn ich auf den Menschen gucke gibt es keine Trennung. Es gibt Unterschiede wie Geschlecht, Hautfarbe und vieles mehr. Es ist mir wichtig die Unterschiede nicht als trennendes Merkmal zu begreifen, sondern als Teil des Lebens und Bereicherung für uns alle, da wir dadurch einen Zugang zu einem wesentlich weiterem Verständnis- und Reflektionshorizont haben. Wenn sich jemand gegen eine Impfung entscheidet, ist das ihr:sein gutes Recht und ich bin in keiner Position das zu beurteilen.«
Menschen sind durch die Pandemie gestorben oder langanhaltend krank geworden. Viele wirtschaftliche Existenzen sind bedroht. Deshalb bin ich sehr dankbar für meine persönliche Situation.
Deshalb: DANKE an alle, die weiterhin auf der Suche nach einer Lösung sind, mit der wir den sehr unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht werden können.
Gesundheit funktioniert nur in Verbindung mit sozialer Gemeinschaft und gegenseitig respektvollem Umgang. Das Leben geht weiter und Lachen bleibt weiterhin gesund.
Dezember 2021 – Juli 2022